"Das Lob der Torheit" von Erasmus von Rotterdam
Wien [ENA] Fröhlich, übermütig, ironisch und wie von einer schweren Last befreit, vibriert Erasmus von Rotterdams Schrift "Das Lob der Torheit". Auch wenn inzwischen über fünfhundert Jahre vergangen sind, seit er den Text bei einem Aufenthalt in London bei seinem Freund Thomas Morus schrieb, kann man noch immer die Freude spüren, die diese ironische Lehrrede dem Schreiber bereitete und die bald zum Bestseller wurde.
Satiren waren überhaupt in der Renaissance die bevorzugte Literatur der Gebildeten, die, von den Spitzfindigkeiten der Scholastik ermüdet, endlich etwas zu schmunzeln hatten. Mit genialer Frechheit lässt Erasmus die Stultitia als Torheit auftreten, die sich rühmt, dass es ganz alleine ihr zu verdanken sei, dass Götter und Menschen heiter und fröhlich sind. Dabei lästert die Torheit unverfroren über alles was hoch, heilig oder nur selbstverständlich ist. Der Theologe, Priester, Humanist und Philologe Erasmus von Rotterdam schreibt 1489 als zwanzigjähriger aus dem Kloster "Ich habe meine Führer, denen ich folge, gefunden, ...Vergil, Horaz, Ovid, Cicero oder Sallust." Er trank den köstlichen Becher antiker Philosophie in vollen Zügen.
Erasmus war fest davon überzeugt, dass es ein enges Bündnis von Bildung und Glauben und dem gründlichen Studium des christlichen und antiken Gedankenguts bedürfe. Fast konkurrenzlos wurde er als "Fürst der Wissenschaft" in Europa verehrt. Aber in der Zwischenzeit erschien ein "apokalyptischer Reiter", der der spitzen Feder des Erasmus Trotz und Kompromisslosigkeit entgegen schleuderte. Martin Luther und Erasmus wollten beide die Kirche reformieren. Nachdem sich für Erasmus die "Luthertragödie" zuspitzte, antwortete er 1524 mit der Schrift "De Libero Arbitrio" in der er den Willen frei definiert. Doch für Martin Luther ist der "Wille ein Sklave der Sünde. Er ist nur frei zum Bösen" und dadurch in "völliger Abhängigkeit von der Gnade Gottes".