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Cholerischer Big Boss - was tun?

Verantwortlicher Autor: Gabriele Maria Perklitsch Pubersdorf, 09.12.2018, 17:45 Uhr
Presse-Ressort von: Gabriele M Perklitsch Bericht 6450x gelesen
Wie kann man sich wehren?
Wie kann man sich wehren?  Bild: Gabriele Maria Perklitsch

Pubersdorf [ENA] Gibt es erfolgreiche Strategien, wenn der Chef unbeherrscht und hitzköpfig ist? Psychologen sind sich hier ziemlich einig. Sie raten, einem cholerischen Chef von Anfang an, die Stirn zu bieten. Es hat sich bewährt, ihn mit seinem Fehlverhalten zu konfrontieren und frühzeitig Kontra zu geben.

Der Chef ist im Stress. Da kommt ihm der nächste Mitarbeiter, der ihm in die Quere kommt, gerade recht. Die Angriffe sind oft spontan und unter der Gürtellinie. Die Attacken kommen meist ohne Vorwarnung. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Häufig äußert sich diese Unbeherrschtheit in lautem „Brüllen“ und wilder "Gestik". Besonders gravierend ist für den betroffenen Mitarbeiter, wenn er plötzlich vor versammelter Mannschaft fertig gemacht wird. Sätze wie "Sie sind blöd. Sie machen alles falsch. Sie sind unfähig!“ sind Attacken, die für den Arbeitnehmer sehr verletzend und beleidigend sind. Durch solche Situationen können bei betroffenen Mitarbeitern Angstzustände entstehen. Unlust und Angst prägen den Arbeitsalltag. Der Job wird zur Qual.

Was kann man als betroffene Person dagegen tun? Sich wehren?

Arbeitnehmer müssen sich solche Attacken nicht gefallen lassen. Fakt ist: Ein cholerischer Chef, ist kein guter Chef! Wer sich nur mit „Gebrülle“ Gehör verschafft, hat sich selbst nicht unter Kontrolle, so der Tenor von Psychologen. Wer herumschreit und andere Personen verbal attackiert, glaubt, dass er es sich leisten kann, herum zu brüllen. Meistens fühlt sich so ein Chef aufgrund seines Machtverständnisses sogar berechtigt, sich am Mitarbeiter auszulassen. Solche Chefs behandeln Mitarbeiter als ihre „Bediensteten“. Er glaubt, dass der Mitarbeiter von ihm abhängig ist und er sich dadurch alle Freiheiten herausnehmen kann, ihn so zu behandeln. Es wird also die vermeintliche Macht ausgenützt, um den Mitarbeiter klein und abhängig zu halten.

Wutausbrüche und Beleidigungen muss man sich nicht gefallen lassen. Man sollte nach dem Wutanfall des Chefs, in zeitlichem Abstand, das Problem direkt ansprechen. Ideal ist es, kurz auf die Situation einzugehen und in einer Ich-Botschaft zu erklären, dass man sich durch das Verhalten angegriffen und verletzt fühlt. Man sollte eine Vereinbarung erwirken, wie man miteinander zukünftig besser umgeht und das auch einfordern. Cholerische Chefs werden nie von sich aus damit aufhören, dass wird von Psychologen bestätigt. Im Gegenteil, wenn wutentbrannte Chefs, auf ehrfürchtige und ängstliche Untergebene stoßen, werden Chef-Machtgehabe und Mitarbeiter-Opferhaltung noch genährt. Da gibt es dann bald kein Halten mehr.

Problematisch in solchen Situationen ist, dass sich viele Mitarbeiter dabei schwach und abhängig fühlen und automatisch in die Opferrolle schlüpfen. Die Unberechenbarkeit dieser Ausbrüche verstärkt die Angst vor dem Chef noch. Der Mitarbeiter sieht sich der Willkür des Chefs ausgeliefert. Er fühlt sich wie „vom Blitz getroffen“. Das kann durch Mark und Bein gehen und den Mitarbeiter, wenn diese Attacken häufiger vorkommen, sowohl seelisch als auch körperlich krank machen. Schon vermeintlich kleinste Fehler aus Sicht des Chefs reichen als Anlass, den Mitarbeiter wieder spüren zu lassen, wie unfähig er sei. Je häufiger dies kommentarlos vom Mitarbeiter angenommen wird, desto haltloser wird der Chef und seine Aggressionen vollen Lauf lassen.

Ganz fatal wäre es auch, wenn solche cholerischen Chefs nicht gestoppt werden und intern noch zu Vorbildern für erstrebenswertes Führungsverhalten werden. Es ist also sehr wichtig, dass Mitarbeiter sich Verbündete suchen, um einen wutentbrannten Chef zu isolieren. Solche Verhaltensweisen sollte kein Mitarbeiter akzeptieren. Es muss sich intern durchsetzen, dass Wutausbrüche von Chefs - indiskutabel und nicht tolerierbar sind. Man sollte sich in keinem Fall in die Opferrolle drängen lassen und wenn möglich, intern sich zusammenschließen, um solch einer Führungsperson gemeinsam Einhalt zu gebieten. Wenn alle Versuche scheitern, die Situation zu de-eskalieren, bleibt nur noch eines übrig: den Job zu wechseln! Je früher, desto besser!

Muss man sich solche Beleidigungen vom Chef gefallen lassen?

Nein – denn Beleidigung ist ein Straftatbestand. Wenn ein Chef, den Mitarbeiter anbrüllt mit den Worten „Sie sind völlig dumm und unfähig!“ - kann dies als Beleidigung gewertet werden und das ist ein Strafbestand, klären Arbeitsrechtsexperten auf. Man sollte den Chef in einem vier Augengespräch auffordern, solche Beleidigungen zu unterlassen. Sollte der Chef weiter beleidigende Handlungen setzen, muss der Personalchef/Betriebsrat eingeschaltet werden. Wenn das nicht hilft, kann man fristlos kündigen, so die Arbeitsrechtsjuristen. Man sollte als Mitarbeiter wissen, dass wiederholte Beleidigungen des Arbeitgebers, die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unzumutbar machen, mit der Folge, dass der Arbeitnehmer Schadensersatz verlangen kann.

In jeder Krise steckt auch die Chance zur Verbesserung. Etwas Mut und Tatkraft gehören dazu. Vielleicht geht man als Mitarbeiter aus solchen Erfahrungen gestärkt hervor und traut sich, den nächsten Chef genauer unter die Lupe zu nehmen. Gute Mitarbeiter bekommen auch schnell wieder einen guten Job. Jeder Chef weiß oder sollte wissen, wie wichtig gute Mitarbeiter für ein erfolgreiches Unternehmen sind. Für den Mitarbeiter selbst ist es wichtig, aus diesen Situationen zu lernen und sich seines eigenen Wertes bewusst zu werden. Denn jeder Mitarbeiter - egal welche Nation, egal welche Hautfarbe, egal welche Tätigkeit - hat ein Recht darauf, gut und wertschätzend behandelt zu werden. Jeder!

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